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Carl Reinecke als Schlüsselfigur des Leipziger Musikbetriebs im späten 19. Jahrhundert

Studien zu seiner institutionellen Vernetzung und pädagogischen Wirkung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Forschungsprojekt „Carl Reinecke als Schlüsselfigur des Leipziger Musikbetriebs im späten 19. Jahrhundert: Studien zu seiner institutionellen Vernetzung und pädagogischen Wirkung“ mit insgesamt 412.300 Euro. Das gemeinsame Projekt der Institute für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig (HMT) und der Universität Leipzig (UL) soll im Laufe von drei Jahren Reineckes Tätigkeit im Rahmen der Leipziger Musikkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts untersuchen. Hierfür arbeiten an der UL Niklas Schächner M. A., an der HMT Johanna Schuler M. A. an Dissertationsprojekten, die im einen Fall Reineckes Netzwerke, im anderen Fall seine Tätigkeit als Kompositionslehrer am Konservatorium fokussieren.

 

Charakteristisch für Reinecke erscheint sein weit gespanntes Verantwortungsprofil. Die zwei Arbeitspakete untersuchen dies am Beispiel seiner Einbettung in die Tätigkeiten im Verlag (insbesondere Breitkopf & Härtel) und in Leipziger Konzertinstitutionen (insbesondere als Gewandhauskapellmeister) auf der einen Seite, durch seine vielfältigen Rollen in der Leitung und Lehre des Konservatoriums einschließlich der von ihm vertretenen expliziten oder impliziten musiktheoretischen und musikästhetischen Leitsätze auf der anderen Seite. Diese Felder können nicht voneinander getrennt verstanden werden: Es ist anzunehmen, dass die Kompositionen, die Reinecke im Unterricht oder auch in Publikationen wie der Monografie Meister der Tonkunst (mit biografischen und analytischen Kapiteln zu Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Mendelssohn Bartholdy und Schumann) oder dem Sinfonie-Kapitel in Spemanns Goldenem Buch der Musik besonders empfahl, auch in der Programmgestaltung am Gewandhaus eine wichtige Rolle spielten. Zu seinen ehemaligen Studierenden bestanden Verbindungen, die sowohl die Aufnahme von deren Kompositionen in Verlags- und Konzertprogramme erleichterten als auch Reinecke selbst an den weitgespannten Tätigkeitsorten seines Netzwerks Wege ebnen konnten. Seine eigenen Kompositionen spielten im Konzert, als Verlagsprodukte und als Beispielsetzungen im Unterricht mehrfach eine wichtige Rolle. All dies geschah vor dem Hintergrund des ohnehin institutionell ausdifferenzierten, aber auch personell eng verflochtenen Leipziger Musiklebens dieser Zeit mit seinen insbesondere am Konservatorium prononciert vertretenen ästhetischen Grundsätzen.

 

Wie groß Reineckes Einfluss auf das Musikleben und die Präferenzen einer jüngeren Generation von Musikerinnen und Musikern war und wie er sich im Detail äußerte, wird das Projekt im Einzelnen klären. Sein Wirken erscheint besonders aufschlussreich, weil alle Facetten seiner Tätigkeit ebenso große Unterstützung fanden wie andererseits auch – bekanntermaßen etwa im Falle von Ethel Smyths Tadel seines Unterrichts – mit vehementer Kritik bedacht wurden. In einschlägigen Darstellungen wie der 1981 erschienenen Geschichte des Gewandhauses setzte sich in der Konsequenz teils eine einseitige Bewertung Reineckes als eines besonders konservativen Musikers durch, der die Entwicklung des Leipziger Musikbetriebs eher gehemmt als gefördert habe. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass Reinecke wohl kaum so lange zentrale Positionen hätte bekleiden können, wenn sein Wirken tatsächlich von den verantwortlichen Zeitgenossen allgemein so negativ eingeschätzt worden wäre. Insofern soll das Projekt das Bild Reineckes in Leipzig differenzieren, dabei aber auch über seine Person hinaus Grundzüge des Leipziger ebenso wie des überregionalen Musiklebens in einer Umbruchzeit veranschaulichen. Das bis dahin vorherrschende Modell des musikalischen Allrounders, das Reinecke paradigmatisch verkörperte, wurde in dieser Zeit immer weiter durch die berufliche Spezialisierung als Dirigent oder Instrumentalistin, Pädagoge oder Komponistin ersetzt. Welche Rolle Reinecke, die Institutionen des Leipziger Musiklebens vom Gewandhaus bis zum Verlag und die Pädagogik am Leipziger Konservatorium in diesem Prozess spielten, soll das Projekt erstmals im Detail erforschen und so zu einer teilweisen Neubewertung der Musikgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts beitragen. Das Projekt setzt an beiden Instituten auf vielfältigen Vorarbeiten auf, darunter an der HMT der Archivdatenbank der Hochschulbibliothek und dem Musikverlagsprojekt (siehe zu beidem das MT-Journal Nr. 53, S. 27–29 und S. 44–47), aber auch auf dem Kauf des Briefwechsels von Ethel Smyth mit ihrer Mutter oder einem Studientag zur Kanonbildung in Spemanns Goldenem Buch der Musik durch die Masterstudierenden der Musikwissenschaft (2014).

 

Projektleitung

Prof. Dr. Christoph Hust (HMT), Prof. Dr. Stefan Keym (UL)

 

Mitarbeiter/in

Johanna Schuler M. A. (HMT), Niklas Schächner M. A. (UL)

 

Wissenschaftliche Hilfskräfte

Florian Giering B. A. (HMT), Bea Mayer (UL)

Kontakt & mehr

Noch Fragen? Dann kontaktieren Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Mail:

musikwissenschaft@hmt-leipzig.de