Schauspielinstitut »Hans Otto«

Sommertheater Archiv

Troja

41. Sommertheater

Regie: Jan Jochymski

Bühne/Kostüm: Ragna Hemmersbach

In diesem SOMMER wird es wild, heldenhaft und leidenschaftlich! Die Studierenden der Fachrichtung Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig toben sich im alten Griechenland aus! 

Dabei werden sie TROJA auf ihre eigene Art erobern. Dafür müssen sie die GÖTTER aus dem Olymp kicken und den Heldinnen und Helden der ANTIKE ein zeitgemäßes Image verpassen! Die SAGE wird mit zornigem Humor und literweise Herzblut erzählt.

In unserer Version des Trojanischen Krieges wird es darum gehen, immer wieder Möglichkeiten zu finden, den Krieg zu beenden. Wir geben allen Beteiligten die Chance zu überleben.

Am Ende stehen die Fragen: Krieg oder Frieden? Ruhm oder Liebe? 

Und was hat das alles mit einem hölzernen Pferd zu tun?

 

 

Premiere: Donnerstag, 27.06.2024 um 20 Uhr

Weitere Vorstellungen: täglich bis 07.07.24 (01.07.24 spielfrei), jeweils 20.00 Uhr

Ort: Innenhof des GRASSI Museums, Johannisplatz 5-11, Leipzig

Besprechung in der Leipziger Volkszeitung

Sommertheater der Hochschule für Musik und Theater Leipzig im Grassi-Innenhof: Der Regisseur Jan Jochymski lässt in „Troja” Herrn Pathos Säulen nach Athen tragen.

Steffen Georgi, 28.06.2024, 15:01 Uhr

 

Leipzig. Wenn da die Götter nicht mitmischten, in ihrer Launenhaftigkeit: Am Donnerstag startete das traditionelle Sommertheater der Schauspielstudierenden der HMT Leipzig im ausverkauften Innenhof des Grassi. „Troja" steht dieses Jahr auf dem Programm, doch als das große Spektakel losgehen sollte, gab es erst einmal das große Zittern: Regen! 40 Minuten lang. Aber dann - bei allen Göttern! - folgte doch noch die Abendsonne und mit ihr ein großartiger Regenbogen, der sich als gutes Omen am Himmel über der Bühne, respektive Schauspielstudierenden der HMT Leipzig im ausverkauften Innenhof des Grassi, respektive Troja, wölbte.

 

„Erhebe Dein Haupt, richte Dich auf und wende Dich nach Troja!" - so schön erhaben klingt das noch bei Euripides. Aber natürlich ist es wenig überraschend, dass „Erhabenheit" das erste ist, was auf der Strecke bleibt oder besser: gemeuchelt wird, wenn man einem Mythen- und Tragödienstoff wie dem der „Ilias" mit einer Portion Sommertheater wie diesem hier kommt.

Gleich die erste Szene zeigt, was das heißt: Da schleppt der leicht dickliche Pathos („Ich bin Grieche!") eine Säule über die Bühne. Und wo der folgende Kalauer „Säulen nach Athen tragen" durchaus seinen Witz hat, ist die Frage einer Zuschauerin auch nicht ohne: „Gibt es in der Geschichte wirklich eine Figur, die Pathos heißt?"

Wer weiß. Fakt ist aber: Wenn dieser Herr Pathos wie auch die Inszenierung insgesamt von irgendwas weit entfernt ist, dann von Pathos. Und das schon deshalb, weil (fast) alle der hier versammelten Griechen und Achaier und die olympischen Götter sowieso, ihren Clinch austragen wie man es auch von Krethi und Plethi gewohnt ist. Das heißt, man ist eher eitel als edel, eher verbohrt als flexibel, eher skrupellos als mitfühlend, eher impulsgesteuert als intelligent.

Es ist eine Sichtweise auf den Stoff, mit der der Regisseur Jan Jochymski weniger alten Griechen (Homer, Euripides) nachfolgt, als eher dem ewig taufrischen Shakespeare.

Dessen grandios galliges, allen Heroismus mit illusionslosem Sarkasmus wegätzendes Stück „Troilus und Cressida" dürfte für „Troja" mehr als nur einen Impuls geliefert haben. Die Folge:

Es gelingt just einer so unschuldig vergnügungssüchtigen Veranstaltung wie dem Grassi-Sommertheater, die Trivialmechanismen hinter dem heroischen Gedöns, das Kleinkarierte hinter dem Erhabenen und den mörderischen Brutalismus der Machtpolitik samt der brasigen Bauernschläue ihrer Exponenten aufzuzeigen.

Da unterscheiden sich Agamemnon, Hektor, Helena, Paris oder Ajax in nichts von heutigen Pappnasen. Dass im Personalgefüge Achilles als Frau in Erscheinung tritt, passt dazu vor allem deshalb, weil es auch nichts ändert. So wie Odysseus zwar wie gehabt klug ist und folglich so gar keinen Bock auf Krieg hat - aber um diesen bekanntlich nicht herum kommt.

Und dass man Kassandra, die das böse Ende klar kommen sieht, nicht glaubt - das weiß man ebenfalls.

Es ist diese Unvermeidlichkeit, aus der „Troja" eine garstigen und darin gut aufgelegten Untergangs-Gaudi, eine beherzten Danse macabre formt. Mit hinreißend überbordenden Tanzeinlagen (Choreografie: Silvia Zygouris), mit einer Schlagabtausch-Schlacht knackiger Oneliner (Hektor: „Wir brauchen mehr prominente Tote!"), mit cholerischen Chefs (Agamemnon: „Ich scheiß auf die Memos!") und der von dem blutigen Gemenschel gediegen gelangweilten Göttinnen und Götter.

Das Ensemble bringt das mit jener Energie und Freude auf die Bühne, die Schauspielerinnen und Schauspieler immer zeigen, wenn sie erstens jung sind und zweitens mal wirklich was spielen dürfen. Und ja - ein paar Längen hat das Ganze auch, aber der Kurzweil insgesamt tun die keinen Abbruch. Gelungen!

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