HMT Leipzig

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HSO-Konzert im Gewandhaus

Freitag, 14.11.2025, 19.30 Uhr, Gewandhaus, Augustusplatz 8, Großer Saal

Hochschulsinfonieorchester

Leitung: Prof. Matthias Foremny (siehe Foto unten)

Solistin: Yijea Han (Meisterklasse Oboe bei Prof. Nick Deutsch)

Programm:

Richard Strauss (1864-1949): Tondichtung „Don Juan“ op. 20

Bernd Alois Zimmermann (1918-1970): Konzert für Oboe und kleines Orchester (1952)

César Franck (1822-1890): Sinfonie d-Moll (FWV 48)

Die Tondichtung „Don Juan“ – die zweite von Richard Strauss – entstand 1888/89, wobei dem Komponisten erste Ideen dazu während seiner zweiten Italienreise 1888 in Padua kamen, als er sich mit dem gleichnamigen Gedichtfragment von Nikolaus Lenau befasste. 

Bereits am 13. November 1889, zwei Tage nach der Uraufführung, schrieb Strauss an seinen Vater: „Don Juan-Erfolg großartig, das Stück klang zauberhaft und ging ausgezeichnet und entfesselte einen für Weimar ziemlich unerhörten Beifallssturm.“ Das war ein beachtlicher Erfolg, schließlich war Strauss erst seit zwei Monaten am Weimarer Hof als 2. Kapellmeister tätig. Dabei hatte der Komponist an Schwierigkeiten für die Orchestermusiker nicht gespart, wie er selbst bekannte: „Die armen Hornisten und Trompeter taten mir wirklich leid. Die bliesen sich ganz blau, so anstrengend ist die Geschichte, es ist nur Glück, daß das Stück so kurz ist.“ Darauf antwortete der Vater: „Hoffentlich wirst Du durch die Aufführung überzeugt worden sein, daß Du künftig mit der Behandlung des Bleches etwas sparsamer und vorsichtiger sein mußt […].“

In dieser 17-minütigen „Geschichte“ geht es um den in der europäischen Dichtung zahlreich thematisierten Frauenhelden, der als Don Juan oder Don Giovanni bekannt ist. Strauss’ Werk fußt (außer auf dem Lenau-Gedicht) noch auf dem Drama „Don Juans Ende“ (1884) von Paul Heyse, das wohl den allerersten Impuls für das Werk gab. Strauss verfolgt die Tradition der Sinfonischen Dichtung von Hector Berlioz und Franz Liszt. Sein Vorhaben, aus dem „Don Juan“ noch wie Mozart eine Oper zu formen, kam gegen Ende seines Lebens jedoch nicht mehr zustande. 

In der Auseinandersetzung mit der musikalischen Avantgarde fand Bernd Alois Zimmermann zu einem ganz eigenen Stil. Sein bekanntestes (und ein zentrales Werk des 20. Jahrhunderts) ist die 1965 erfolgreich uraufgeführte Oper „Die Soldaten“ nach einem Drama von Jakob Lenz. Eigentlich wollte Zimmermann Theologie studieren, immatrikulierte sich dann aber an der Kölner Musikhochschule. Religiös zeigte er sich dennoch: Am Ende jeder seiner Partituren setzte er die Buchstaben O.A.M.D.G. (Omnia ad maiorem Dei gloriam = Alles zur größeren Ehre Gottes).

Das rund 15-minütige Konzert für Oboe und kleines Orchester entstand 1952 als Auftragswerk für den Südwestfunk (SWF) Baden-Baden. Widmungsträger ist der österreichische Dirigent Hans Rosbaud, der das Werk im gleichen Jahr bei den Donaueschinger Musiktagen uraufführte. Zimmermann, der für die Bühne, aber auch für Rundfunk und Fernsehen komponierte, wurde 1958 Kompositionsprofessor an seiner Ausbildungsstätte. Wenige Jahre vor seinem Tod quälten ihn zunehmend Depressionen und ein Augenleiden. Im Sommer 1970 nahm er sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben.

Zimmermann durchlief verschiedene stilistische Phasen, vollzog aber im Gegensatz zu Vertretern der Darmstädter Schule (Stockhausen, Boulez und Nono) keinen Bruch mit der Musiktradition. Außerdem verwendete er Spirituals und Jazz in seinen Werken.

Bei dem dreisätzigen Oboenkonzert handelt es sich beim 1. Satz um eine Hommage an den russischen Komponisten Igor Strawinsky. Es folgen eine Rhapsodie (2. Satz) und das Finale (3. Satz). Zimmermann äußerte sich zu seinem Opus wie folgt: 

„Dem Werk liegt eine einheitliche 12-Tonreihe zugrunde, welche so angelegt ist, daß Zitate aus Strawinskys ‚Sinfonie in C‘ verwendet werden konnten, wie das im ersten Satz in sehr aufgelockerter spielerischer und ironischer Form der Fall ist. […] Der Grundton des Werkes ist von heiterer und versonnener Anmut; das Lyrische hat darin ebenso Platz wie die virtuose Brillanz des Soloinstruments, welchem außergewöhnliche Aufgaben gestellt werden, zu deren Bewältigung es eines Solisten von hohem Rang bedarf.“

Die wichtigsten Kompositionen des deutschstämmigen, jedoch in Lüttich (Belgien) geborenen Musikers César Franck entstanden erst in den letzten 15 Jahren seines Lebens. Bereits während der Pariser Studienzeit hatte er eine Sinfonie G-Dur geschrieben, die zwar 1841 aufgeführt wurde, aber später keine Rolle mehr spielte. So wandte sich Franck dieser Gattung erst wieder in den 1880er Jahren zu, als er mehrere Sinfonische Dichtungen verfasste. Doch zu seinen Lebzeiten hatte Franck das Pech, kaum als Komponist beachtet zu werden: Damals waren vor allem Opern gefragt!

Wie Zimmermann unterrichtete der Organist später an seiner einstigen Ausbildungsstätte und legte viel Wert auf Improvisation. Die Sinfonie d-Moll beendete er 1888 und widmete sie seinem Schüler Henri Duparc. Am 17. Februar 1889 – im Jahr vor Francks Tod – wurde sie am Conservatoire uraufgeführt, was jedoch in einem Desaster endete: Seine Kollegen hatten dafür nur Spott übrig. Erst nach 1900 fand das Werk (u.a. dank Francks berühmtem Schüler Claude Debussy) Eingang in die Konzertprogramme und zählt heute zu den bedeutendsten französischen sinfonischen Werken.

Formal ist die Sinfonie nur drei- statt viersätzig (damals ebenso ein Kritikpunkt wie ihre reiche Harmonik), jedoch verschmilzt Franck im 2. Satz einfach zwei Sätze. Missfallen erregte damals Francks Konstruktion des 3. Satzes à la Beethoven. Dazu sagte er selbst: „Das Finale greift wie in der ‚Neunten‘ alle Themen wieder auf, aber sie erscheinen nicht als Zitate.“ 

Welches Instrument Franck unterrichtete, zeigt sich in der Sinfonie in einer blockhaften Verwendung von Streichern, Holz- und Blechbläsern, die an das Registrieren einer Orgel erinnern. Nichtsdestotrotz standen die Orgel und Kompositionen für sie immer im Zentrum seines Schaffens. So sagte Franck über die Orgel in der Pariser Kirche Sainte-Clotilde, wo er seit 1859 tätig war: „Meine Orgel – das ist mein Orchester.“

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Eine Wiederholung des Konzertes findet am 15.11.2025, 19.30 Uhr in der HMT statt.

Das HSO wird am 14.11.2025 im Gewandhaus von Dirigierprofessor Matthias Foremny geleitet und am 15.11.2025 in der HMT zusätzlich durch Studierende.

Karten für das Konzert am 14.11.2025 im Gewandhaus zu 16 € zzgl. VVK-Gebühr, Ermäßigung für Berechtigte an der Gewandhauskasse unter Tel. 0341/1270-280. Ermäßigung mit der KlassikMatch Card von Oper und Gewandhaus für alle unter 30.

Karten für das Konzert am 15.11.2025  in der HMT zu 13 €, ermäßigt 8,50 €, HMT-Studierende 3 € unter Tel. 0341/2144-615 (Mo-Fr 13-15 Uhr) und unter https://hmt-leipzig.reservix.de/events