HMT Leipzig
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Sinfoniekonzerte
Donnerstag, 19.6.2025, 19.30 Uhr
Freitag, 20.6.2025, 19.30 Uhr, Grassistraße 8, Großer Saal
Leitung: Prof. Matthias Foremny/Studierende
Hochschulsinfonieorchester
Solisten: Albero Quartett (Klasse Prof. Frank Reinecke)
Programm:
Maurice Ravel (1875-1937):
Valses nobles et sentimentales
Erwin Schulhoff (1894-1942):
Konzert für Streichquartett und Bläserensemble
Robert Schumann (1810-1856):
Sinfonie Nr. 1 B Dur op. 38 („Frühlingssinfonie“)
Am Freitag, 20.6.2025 findet in der Stadt Leipzig zudem die "Lange Nacht der Wissenschaften" statt. Pressereferentin Dr. Katrin Schmidinger bietet ab 18.15 Uhr eine Hochschulführung im Gebäude Grassistr. 8 an. Wer daran teilnimmt, kann das Sinfoniekonzert ab 19.30 Uhr an diesem Tag kostenlos besuchen. Treffpunkt zur Führung ist vor dem Gebäude.
zu den Werken:
150 Jahre alt wäre Maurice Ravel im Jahr 2025 geworden. Aus diesem Anlass hat das Hochschulsinfonieorchester eines seiner Werke auf das Programm gesetzt: die „Valses nobles et sentimentales“ („Edle und gefühlvolle Walzer“). Ravel schrieb diese sieben Walzer plus Epilog 1911 zunächst für Klavier und widmete den Zyklus dem Pianisten und Komponisten Louis Aubert, der sie in jenem Jahr auch uraufführte. Zum Titel dieses Opus’ äußerte Ravel: „Der Titel ‚Valses nobles et sentimentales‘ verdeutlich hinreichend meine Absicht, eine Reihe von Walzern im Stile von Schubert zu komponieren. […] Der siebte Walzer erscheint mir als der charakteristischste.“ Nicht nur die Idee, mehrere Walzer als Zyklus zusammenzufassen, stammte von Franz Schubert, sondern dieser hatte bereits selbst 1823 und 1825 Walzer unter den Titeln „Valses Nobles“ und „Valses Sentimentales“ veröffentlicht. Walzer-Zyklen sind beispielsweise auch bei Johannes Brahms zu finden.
Die Transkription des Klavierwerks für Orchester nahm Ravel ein Jahr später vor und zwar für ein Ballett unter dem Titel „Adélaïde, ou le langage des fleurs“ („Adelaide oder die Sprache der Blumen“) für das Théâtre du Châtelet in Paris. Der Komponist dirigierte die Aufführung selbst.
Die Orchesterfassung der „Valses nobles et sentimentales“ eroberte nach einer Aufführung durch Pierre Monteux 1914 in Paris schnell die Konzertsäle und stellte die ursprüngliche Klavierfassung in den Schatten. Den Zyklus hielt der Komponist übrigens für eines seiner am schwierigsten zu interpretierenden Werke.
Dass Ravel sich sehr für den Walzer begeisterte, zeigt auch sein Werk „La Valse“, das er 1906 begonnen hatte. Es wurde jedoch erst 1920 uraufgeführt. Hierbei handelt es sich aber um eine Hommage an Walzerkönig Johann Strauß, und das Opus erlangte eine noch größere Bedeutung als die „Valses nobles et sentimentales“.
Das etwa 20-minütige Konzert für Streichquartett und Bläser von Erwin Schulhoff entstand 1930. Es besteht aus drei Sätzen und wurde erst ca. 1961 erstmals veröffentlicht. Der in Prag (damals Österreich-Ungarn) geborene deutschböhmische Komponist war jüdischer Abstammung. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg, den er mit Verletzungen überstand, war er in Saarbrücken, Berlin und Dresden tätig und kehrte 1924 nach Prag zurück. Er widmete sich zahlreichen Musikströmungen vom Impressionismus, Dadaismus, über Vierteltonmusik bishin zum Jazz (er schrieb ein Jazz-Oaratorium) und begeisterte sich auch für die Musik von Arnold Schönberg und Alban Berg. 1932 vertonte er gar das „Manifest der Kommunistischen Partei“ als Kantate, wandte sich der Ästhetik des Sozialistischen Realismus zu und schrieb u.a. Kampflieder. Als Kommunist galt seine Musik nach der Machtergreifung Hitlers als „entartet“ und die Aufführung seiner Werke wurde in Deutschland verboten. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 arbeitete er unter Peudonym als Jazzpianist und wollte in die Sowjetunion übersiedeln. Im Mai 1941 hatte er schon die Staatsbürgerschaft erhalten, doch einen Monat später marschierten die Nazis in dem Land ein. Schulhoff wurde nach Bayern deportiert und starb in einem Internierungslager 1942 an Tuberkulose.
Im Konzert für Streichquartett und Bläserensemble wird die seit dem Barockzeitalter übliche Besetzung Tutti (Orchester) – Solist(en) umgekehrt: Nicht die Solisten werden vom Orchester begleitet, sondern das Bläserensemble vom Streichquartett. Schulhoff hatte den Auftrag erhalten, ein Werk für den tschechischen Rundfunk zu schreiben. Da das Radio damals in den 1920er Jahren noch recht neu und qualitativ eingeschränkt war, schien ihm die Gegenüberstellung von den zwei recht verschiedenen Gruppen Streichquartett und Bläserensemble für dieses Medium besonders geeignet. Das Konzert zeigt zudem den späteren strengen konstruktivistischen Stil des Komponisten.
Im Januar 1841 schrieb Clara Schumann in das gemeinsame Ehetagebuch: „[…] wenn ein Mann eine Symphonie komponiert, da kann man wohl nicht verlangen, daß er sich mit anderen Dingen abgibt – muß sich doch sogar die Frau hintenangesetzt sehen!“
Schon zwei Monate später wurde die 1. Sinfonie von Robert Schumann im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. Genauso wie später Johannes Brahms tat er sich mit der Gattung Sinfonie schwer – aufgrund der Maßstäbe, die Beethoven einst gesetzt hatte. Doch wie bei Ravel gibt es auch hier einen Bezug zu Franz Schubert: Nachdem Schumann 1838 in Wien eine bis dahin unbekannte C-Dur-Sinfonie des Komponisten wiederentdeckt hatte, die Mendelssohn 1839 im März und Dezember Gewandhaus postum zur Uraufführung brachte, fühlte sich Schumann ermutigt: „Heute hörte ich in der Probe einiges aus der Sinfonie von Franz Schubert – darin gingen alle Ideale meines Lebens auf … Das hat mich wieder in die Füße gestachelt, um auch bald an die Sinfonie zu gehen …“ Bei der Schubert-Sinfonie handelt es sich um die letzte des Komponisten, die heute als Große C-Dur-Sinfonie (D 944) bekannt ist.
In nur vier Tagen im Januar 1841 erfolgte die Konzeption von Schumanns Erster, die Instrumentierung war im Februar fertiggestellt. Schumann hatte zudem ein knappes halbes Jahr zuvor, im September 1840, endlich Clara heiraten können.
Der Beiname „Frühlingssinfonie“ ist eine Erfindung des Komponisten, wobei er jedoch klarstellte: „Ich schrieb die Sinfonie zu Ende des Winters 1841, wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinauf und in jedem Jahr von neuem überfällt. Schildern, malen wollte ich nicht; dass aber eben die Zeit, in der die Sinfonie entstand, auf ihre Gestaltung […] eingewirkt hat, glaube ich wohl.“
Eine wichtige Rolle gespielt hat auch ein Frühlingsgedicht von Adolph Böttger, an dessen Schluss es heißt: „Im Tale blüht der Frühling auf!“ Diese Worte passen metrisch genau auf die Eingangsfanfare der Ersten Schumanns, wobei dieses Thema bis heute als Pausenrufzeichen im Großen Saal des Gewandhauses zu hören ist. Schumanns sinfonischer Erstling wurde schließlich schnell erfolgreich und nicht nur im Gewandhaus häufig gespielt, sondern auch in anderen Städten – und ihre Beliebtheit hat sich bis heute erhalten.
Karten zu 13 €, ermäßigt 8,50 €, HMT-Studierende 3 € unter Tel. 0341/2144-615 (Mo-Fr 13-15 Uhr) und unter reservix.de (für Teilnehmer an der Gebäudeführung ab 18.15 Uhr am 20.6. zur "Langen Nacht der Wissenschaften" Eintritt ins Konzert kostenlos)