Sächsischer Bibliothekspreis 2017

geht an Bibliothek der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“

Sächsischer Bibliothekspreis 2017 geht an Bibliothek der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“

„In die Zukunft orientiertes Engagement“ - Stimmen zur Preisvergabe

„Über die Wahl der Jury freue ich mich außerordentlich. Die diesjährige Preisträgerin, die Bibliothek der HMT Leipzig, ist mit ihren Mitarbeiterinnen beispielhaft in ihrer Kompetenz, ihrer leidenschaftlichen Kundenorientierung, ihrem Teamgeist und Einsatz. Ganz oben aber steht ihre in die Zukunft gerichtete Offenheit: Dazu zählen das engagierte Voranschreiten auf dem Gebiet der digitalen Services bei gleichzeitiger Sensibilität für die Bedürfnisse einer Bibliothek für Künstler, die Kooperationen mit anderen Bibliotheken, Lehrtätigkeit und internationales Engagement. Es ist kein Zufall, dass die Bibliothek der HMT im Jahr 2018 Ausrichter des Kongresses der International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres  (IAML) sein wird, dem einwöchigen, größten internationalen musikbibliothekarischen Kongress mit rund 400 Gästen aus etwa 30 Ländern." 

(Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst )
 
„Die Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (HMT) Leipzig verfügt über eine für wissenschaftliche Bibliotheken eher schmale Personalausstattung. Dank des hohen Engagements und der Fachkompetenz ihres Teams gelingt es der Bibliothek jedoch, international in der ersten Liga mitzuspielen. Das von ihr entwickelte Discovery-Katalogsystem sowie der im nächsten Jahr von ihr auszurichtende Jahreskongress der IAML sind dafür ein Beweis."
(Christian Schramm, Vorsitzender des Landesverbands Sachsen im Deutschen Bibliotheksverband e.V. )
 
 

Bewerbung der Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy” um den Sächsischen Bibliothekspreis 2017

Begründung der Bewerbung
 
Als eine der innovativsten und leistungsstärksten Musikhochschulbibliotheken Deutschlands bewirbt sich die Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy” Leipzig (HMT) um den Sächsischen Bibliothekspreis 2017.
Eine konsequente Nutzerorientierung gehört seit jeher zum Leitbild der HMT-Bibliothek und ist für die Mitarbeiterinnen so selbstverständlich geworden, dass sich aus der Erfüllung der Nutzerbedürfnisse auch die eigene Arbeitszufriedenheit speist.
Im digitalen Zeitalter erfordern die Besonderheiten einer Musikbibliothek maßgeschneiderte innovative Konzepte zur Ergänzung der etablierten Bibliotheks-Services. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der MT-Katalog – ein musikspezifisches Discovery-System, das sich durch passgenaue Suchraumerweiterung und fachspezifische Suchmöglichkeiten auszeichnet und damit das Interesse eines internationalen Fachpublikums erregt.
Der Erfolg dieses und vergleichbarer Projekte fußt auf engen Kooperationen der HMT-Bibliothek mit anderen sächsischen Bibliotheken. Die Zusammenarbeit ist ebenso inspirierend wie unabdingbar, um trotz begrenzter Personalausstattung – gerade auch im IT-Bereich – innovative Bibliotheksarbeit zu leisten.
Die HMT-Bibliothek, der zudem das Hochschularchiv zugeordnet ist, ist durch Projekte, Arbeitsgruppen und Konferenzbeteiligungen lokal, national und international vernetzt und wirkt mit Vorträgen, Fachartikeln und Präsentationen in die regionale und überregionale Öffentlichkeit hinein. Die Bibliothek ist auf vielfältige Art und Weise in der Musikstadt Leipzig verankert und unterstützt lokale und regionale Kulturinitiativen. 2018 wird die HMT Gastgeberin des IAML-Kongresses sein, zu dem 450 musikbibliothekarische Gäste aus über 30 Ländern erwartet werden.
 
 
 
Allgemeine Kennzahlen und Dienstleistungen
 
Mit sieben fest angestellten Mitarbeiterinnen und derzeit einem Auszubildenden deckt die HMT-Bibliothek drei Arbeitsbereiche ab: die Bibliothek im engeren Sinne, Archiv/Sondersammlung und Instrumentenausleihe. Die Bibliotheksarbeit ist auf die Bedürfnisse einer künstlerischen Ausbildungsinstitution ausgerichtet, unterstützt also neben Lehre und Forschung auch die künstlerische Praxis (Ensembles, Orchester, Chöre, Opern- und Theaterproduktionen).
 
 
Der Bestandsaufbau und die Serviceentwicklungen werden in enger Abstimmung mit den anderen Abteilungen der Hochschule realisiert. Das Bibliotheksteam definiert sein Selbstverständnis aus Nutzernähe: Ausleihe und Auskunft/Beratung sind integrierte Arbeitsvorgänge, in die alle Mitarbeiterinnen eingebunden sind. Um über den persönlichen Austausch hinaus die NutzerInnen in die Medienauswahl einzubinden und eine schnelle Verfügbarkeit benötigter Literatur zu gewährleisten, stehen aktuell Überlegungen zur Einführung des Erwerbungsmodells Patron Driven Acquisition (PDA) an.
 
 
Screenshot der Bibliothekshomepage
 
Die Bibliotheksmitarbeiterinnen engagieren sich in der Lehre mit Kurseinheiten zur fachspezifischen Recherche, zum wissenschaftlichen Arbeiten sowie zur Quellenkunde. Die Informationskompetenz der NutzerInnen wird durch eigens konzipierte Inhalte auf der Bibliothekswebsite (Rubrik Suchen + Finden) zusätzlich unterstützt.
Neben ihrer Funktion als Ausbildungseinrichtung erbringt die Bibliothek Beiträge zur Qualifizierung des bibliothekarischen Nachwuchses durch Betreuung von Praktika und Abschlussarbeiten sowie durch enge Verbindung zum bibliothekswissenschaftlichen Studiengang an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig.
 
Innovative digitale Services
 
Für die HMT-Bibliothek ist es seit jeher zentral, den Anforderungen des digitalen Zeitalters durch moderne Services gerecht zu werden. Dabei steht sie vor der Herausforderung einer Nutzerschaft, die modernen Technologien und Medien gegenüber zwar aufgeschlossen ist, für deren künstlerische Praxis aber klassische Bibliotheksbestände unerlässlich sind. Mit dieser Besonderheit im Blick ergriff die HMT-Bibliothek die Chance, eines der weltweit ersten Discovery-Systeme mit dezidiert musikbibliothekarischer Ausrichtung zu entwickeln. Im Zuge des kooperativen Projektes finc entstand der MT-Katalog, der nationale und internationale Beachtung fand - spielten doch Musikbibliotheken bei der Entwicklung von Discovery-Systemen zum damaligen Zeitpunkt keine große Rolle. Die NutzerInnen der HMT-Bibliothek können nun die sehr verschiedenartigen Bestände der Bibliothek innerhalb einer modernen und intuitiv zugänglichen Suchoberfläche recherchieren. Durch Analyse und Aufbereitung vorhandener Metadaten wurden zahlreiche Funktionen ergänzt und erweitert. Neue passgenaue Inhalte (u.a. open-access-Publikationen wie z.B. Fachausschnitte aus Dissonline; Musik-Digitalisate nationaler und internationaler Bibliotheken [BSB München, British Library, Bibliothèque nationale de France] sowie aus dem nicht-bibliothekarischen Bereich [IMSLP]) führten zu einer fachbezogenen Suchraumerweiterung.
 
Screenshot des neuen MT-Katalogs
 
Derzeit arbeitet das Bibliotheksteam intensiv an einem großen Relaunch des MT-Katalogs, das in wenigen Wochen u.a. mit einer verbesserten Möglichkeit der Suche nach der musikalischen Besetzung im musik-bibliothekarischen Kontext für Aufmerksamkeit sorgen wird. Ein neuer partizipativer Blog, der die Ergebnisse der Bibliotheks- und Archivarbeit illustriert, wird zeitgleich freigeschaltet.
Dass vor kurzem drei andere Musikhochschulbibliotheken Deutschlands dem Beispiel der HMT folgten und den MT-Katalog adaptierten, zeugt vom Erfolg dieses musikspezifischen Discovery-Systems und war u.a. ein Ergebnis der intensiven Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland (Vorträge, Fachartikel, Workshops).
Ein innovatives Projekt wie den MT-Katalog selbst zu entwerfen und auszugestalten, wäre für viele Bibliotheken vergleichbarer Größe unvorstellbar. Dass es der HMT-Bibliothek – trotz eingeschränkter personeller Ressourcen gerade im IT-Bereich – möglich war, ein solches Vorhaben umzusetzen, ist den aktiv gelebten Kooperationen mit anderen Einrichtungen ebenso zu verdanken wie der besonderen sächsischen Infrastruktur.
Diese ermöglicht auch das Anbieten weiterer Services, die individuell nicht realisierbar wären: Die HMT-Bibliothek leistet Unterstützung bei der online-Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem sächsischen Publikationsserver Qucosa. Sie nutzt für die Präsentation und Langzeitarchivierung digitaler Objekte die auch in Sachsen entwickelte Software Kitodo. Über eine aktive Teilnahme am Landesdigitalisierungsprogramm können in naher Zukunft auch weitere für die Sammlung der HMT unverzichtbare Materialien der Öffentlichkeit online zur Verfügung gestellt werden.
 
Weitere Kooperationen
 
Auf Grundlage der bestehenden Kooperationen war es ein folgerichtiger Schritt, gemeinsam beim SMWK Mittel aus dem Initiativbudget zu beantragen. Das von Universität Leipzig, HTWK und HMT gemeinsam beantragte Initiativbudgetprojekt zum „Aufbau einer gemeinsamen Informationsinfrastruktur für den Wissenschaftsraum Leipzig“ eröffnete der HMT-Bibliothek die Möglichkeit, ihren Nutzerservice noch weiter zu verbessern. Beispielhaft sei die Ausstattung der Medien der HMT-Bibliothek mit RFID-Tags genannt. Damit wurde u.a. die Möglichkeit geschaffen, HMT-Bestände über die nahezu jederzeit zugänglichen Automaten der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) zurückzugeben – eine Neuerung, die dem Wunsch der NutzerInnen nach einer Erweiterung der Öffnungszeiten entgegenkommt. Eine weitere Serviceverbesserung bieten gemeinsame Lesekarten, die es NutzerInnen der UBL, HMT- und HTWK-Bibliothek erlauben, mit einer Karte Konten an allen beteiligten Bibliotheken zu nutzen.
Um die Leistungsfähigkeit der Bibliothek auch für die Zukunft abzusichern, treibt die HMT eine weitergehende Kooperation mit der UBL voran. Als langfristige Perspektive strebt sie gemeinsam mit der Universität Leipzig und der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig eine „Bibliothek der Künste“ an, die als zentrale Einrichtung der drei Hochschulen betrieben werden soll. Hinter diesen Überlegungen steht der Wunsch nach weiteren deutlichen Verbesserungen für die NutzerInnen aufgrund von Synergien im Bereich der Öffnungszeiten, der Bestände, der IT-Infrastruktur und nicht zuletzt auch der baulichen Gegebenheiten.
 
Öffentlichkeitsarbeit
 
Die HMT-Bibliothek ist deutschlandweit und international im musikbibliothekarischen Kontext verankert und präsent: auf Vorträgen, Workshops und in Arbeitsgruppen bringt das Team regelmäßig seine Kompetenzen in die Fachwelt ein und profitiert seinerseits vom direkten Austausch mit den KollegInnen. Beiträge in Fachzeitschriften (u.a. Music Reference Services Quarterly, Forum Musikbibliothek, BIS) lassen eine breite Leserschaft an den Inhalten und Ergebnissen der Bibliotheksarbeit teilhaben. Die Arbeitsthemen der HMT-Bibliothek sind immer wieder auch jenseits der musikbibliothekarischen Szene von Interesse, so etwa im Rahmen von Vorträgen auf dem Bibliothekskongress und zum Bibliothekartag.
Im Jahr 2018 wird die HMT Gastgeberin des Internationalen Kongresses der Musikbibliotheken, -archive und Dokumentationszentren (IAML) sein, zu dem 450 Gäste aus über 30 Ländern erwartet werden. Der Kongress findet erstmals seit 1992 wieder in Deutschland statt; Leipzig folgt Gastgeberstädten wie New York, Sydney, Wien und Rom. Der HMT kommt damit die Rolle der Botschafterin für regionale und überregionale musikbibliothekarische Produkte und Dienstleistungen zu; sie ist gleichzeitig Repräsentantin der städtischen und regionalen Musikszene. Dem lokalen Organisationskomitee mit Hauptverantwortung für Ablauf, Raumdisposition, Kulturprogramm, Sponsoreneinwerbung und Öffentlichkeitsarbeit steht die Leiterin der HMT-Bibliothek vor.
Logo für den IAML-Kongress 2018
 
Zahlreiche nationale und internationale Anfragen zeugen von der hohen Bedeutung der Bestände und Dienstleistungen der Bibliothek. Das Archiv unterstützt durch Fachauskünfte und Veröffentlichungen wissenschaftliche Qualifizierungsarbeiten, die sich mit Geschichte und Gegenwart der Hochschule in ihrer seit jeher weltweiten Ausstrahlung und Wirkung auseinandersetzen.
Neben der wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit ist die Bibliothek aktiv in die lokale Kulturlandschaft eingebunden. Sie war über mehrere Jahre als eine der Hauptorganisatorinnen an der Ausrichtung des Leipziger Straßenfestes der Bibliotheken und Archive beteiligt und wirkte damit in die städtische Öffentlichkeit hinein. Das Archiv unterstützt die Vorhaben zahlreicher lokaler Initiativen – so beispielsweise die  Leipziger Notenspur, die Wanderausstellung #HerStory und die Erarbeitung des Leipziger Weltkulturerbe-Antrags. Anfragen aus dem Leipziger Gewandhaus mündeten jüngst in einen Kurzbesuch des designierten Gewandhauskapellmeisters Andris Nelsons, der sich einen persönlichen Einblick in die 175-jährige Geschichte der HMT verschaffte und das “Gründungsdokument der Hochschule” studierte.
 
 
Prospekt für die Ethel-Smyth-Patenschaftsaktion | Mendelssohn Briefentwurf an den Sächsischen König
 
Dieses Dokument, der Entwurf eines Briefes an den sächsischen König Friedrich August II. zur Gründung des Leipziger Konservatoriums von Felix Mendelssohn Bartholdy, konnte 2010 seitens der HMT durch Einwerben öffentlicher und privater Mittel ersteigert werden und wird nun im Archiv der HMT verwahrt. Dieser historische Erwerb wurde von der HMT öffentlichkeitswirksam inszeniert und von zahlreichen Medien aufgegriffen (u.a. Beiträge in der FAZ, SZ, LVZ, MDR figaro, WDR). Ebenso erfolgreich war eine Patenschaftsaktion zum Erwerb von Briefen der ehemaligen Studentin, Komponistin und Dirigentin Ethel Smyth (1858-1944), deren digitale Präsentation in Vorbereitung ist. 
Abgerundet wird die Öffentlichkeitsarbeit der HMT-Bibliothek durch regelmäßige Führungen für unterschiedlichste Besucher: von interessierten Einzelpersonen aus dem In- und Ausland über externe Studierendengruppen bis hin zu einschlägigen Fachgesellschaften. Die individuelle Begleitung solcher Besuche versteht sich im Rahmen des serviceorientierten Gesamtkonzepts der Bibliothek von selbst.
 

Besuch der australischen Henry-Handel-Richardson-Gesellschaft 2017

 
Dem lokalen Wirken mit regionaler, nationaler und internationaler Strahlkraft wird sich die HMT-Bibliothek auch in Zukunft verschreiben und würde sich freuen, ihr Engagement mit dem Sächsischen Bibliothekspreis 2017 prämiert zu wissen.

Ansprechpartnerin

Anke Hofmann

(Bibliotheksleiterin)

 

+49 341 2144 630

anke.hofmann@hmt-leipzig.de

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Bewerbung [9.0MB/pdf]